Mittwoch, 4. Februar 2009

Content sells!

Geld verdienen mit Inhalten: Wie sich im Internet trotz Wirtschaftskrise neue Geschäftsmodelle etablieren


So viel Erfolg bei Frauen wie Amir Arora hat noch keiner gehabt. Und was bei Frauen funktioniert, soll jetzt auch bei Männern klappen. Arora ist der Gründer der erfolgreichsten amerikanischen Webseite für Frauen, glam.com. Die Themen dort sind die üblichen: Mode, Gesundheit, Lifestyle. Seit neuestem betreibt der Inder aus Neu Delhi auch ein männliches Pendant: die Webseite heißt brash.com (engl. brash = keck, frech, dreist). Die dominierende Farbe dort ist nicht pink wie bei Glam, sondern blau, und auch sonst erfüllt die Seite jedes Klischee. Die Inhalte: Autos, Fitness, Computer, Games und Schauspielerinnen.

Glam Media, so der Name des Unternehmens dahinter, bietet auf den ersten Blick nichts, was es nicht woanders auch gibt. Und doch gibt es einen Unterschied zu vielen anderen Angeboten: Glam Media hat Erfolg. Der Wert des Unternehmens wird auf 500 Millionen Dollar geschätzt; glam.com ist unter den Top10 der meistbesuchten Webseiten in den USA.

Der Erfolg hat seine Ursache in einem ganz besonderen Geschäftsprinzip: Glam erstellt seine Inhalte nicht selbst, sondern integriert bestehende kleine Webseiten und Blogs in seinem eigenen Auftritt. Glam betreibt also eine Art Zweitverwertung und fasst Inhalte zusammen. Sowohl Glam als auch die Blogger profitieren von dem Deal: Die Blogbetreiber bekommen durch die Integration erhöhte Aufmerksamkeit und erhalten die Hälfte der von Glam erwirtschafteten Werbeeinnahmen; auf der anderen Seite erspart sich Glam die Erstellung eigener Inhalte.

Mit einem ähnlich Prinzip erfolgreich: die Huffington Post. Das linksliberale Portal mit vorwiegend politischen Inhalten ging am 9.Mai 2005 online. Heute ist es das einflussreichste Alternativ-Medium der USA. Das Prinzip ist ähnlich wie bei glam.com: Es schreiben vor allem Blogger, und auf der Startseite werden die interessantesten Inhalte der Autoren gezeigt. Außerdem sammelt Huffington Post mitteilenswerte Inhalte im gesamten Netz und präsentiert sie ebenfalls auf ihrer Startseite. 200 Millionen Dollar soll das Portal wert sein; seit 2007 ist man nach Angaben ihres Co-Gründers Ken Lerer "aus den roten Zahlen".

Inhalte für die breite Masse hat es aber schon vor dem Internet gegeben. Randpublikationen, Texte, für die sich nur eine Minderheit interessiert, hatten es viel schwerer. Die Druckkosten pro Exemplar sind bei einer kleinen Auflage deutlich höher und die Verbreitung schwieriger, schon deshalb weil die potentiell Interessierten von den Publikationen früher oft gar nicht wussten. Heute stehen die Informationen nur einen Klick weit entfernt. "Insgesamt scheinen die Geschäftsmodelle von Fachverlagen und Special-Interest-Publikationen am besten in ein digitales Format konvertierbar zu sein", schreibt die Unternehmensberatung Deloitte in einer aktuellen Studie mit dem Titel "Herausforderung Media 3.0 - Verlage und ihre digitalen Geschäftsmodelle". 80 Prozent aller publizistischen Inhalte seien Nischenprodukte, schätzt Deloitte, und diese könnten durch das Internet erstmals einfach vertrieben werden. "Da Fachpublikationen über einschlägige Online-Portale für Kunden leichter zu identifizieren sind als in der physikalischen Welt, eröffnet sich Fachverlagen über ihren Online-Auftritt zusätzliches Wachstumspotential."

Außerdem setzt sich bei Fachpublikationen zunehmend der Verkauf digitaler Bücher, der so genannten E-Books, durch. Hohe Druckkosten bei geringen Auflagen werden so ganz vermieden. So hat zum Beispiel "Springer Science und Business Media", einer der führenden Anbieter von Wissenschaftsliteratur weltweit, gerade bekannt gegeben, dass auf seiner Internet-Plattform mittlerweile 30.000 E-Books zu beziehen sind.

Amir Arora von Glam erobert derweil auch außerhalb der USA die Frauenwelt: Seit Mitte 2008 gibt es mit der Glam Media GmbH auch einen deutschen Ableger. Ein Joint Venture mit der Burda-Tochter Burda Cross Media betreibt die Seite glam.de und ist nach eigenen Aussagen bereits die Nummer eins. Arora jedenfalls ist schon heute potentieller Milliardär. Bereits im vergangenen Juni hat es Meldungen über ein Angebot in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar gegeben. Der Glam-Chef schwieg und ließ verkünden "Wir arbeiten gegenwärtig nicht aktiv an einer Ausstiegsstrategie." Warum auch? Das Geschäftsmodell scheint auf viele Länder übertragbar zu sein. Vermutlich wird Arora noch viel Erfolg bei Frauen haben.

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